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Militärhistorisches Museum Dresden (MHM)

8 Minuten
04.07.2023 

Social Media für ein besonderes Museum

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden ist eines der bedeutendsten Geschichtsmuseen Europas. Im Zentrum der Ausstellungen des MHM steht dabei nicht die unreflektierte Waffenschau, sondern der Mensch und die Frage nach den Ursachen und Folgen von Krieg und Gewalt.

Zu dieser Frage gehört immer auch der Diskurs über die Rolle von Militär und Krieg in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mit der Ausstellung Overkill – Militär.Technik.Kultur im Kalten Krieg“ wandte sich das MHM der prägenden Epoche der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu. Die Aufgabe der Texterkolonie: Entwickeln Sie die Social-Media-Kommunikation vor und während der Ausstellung und setzen Sie sie um.

Social-Media-Kommunikation für Pazifisten und Panzerfans

Multiperspektivität für eine breite Zielgruppe

Kampagne auf Facebook ansehen

Mehr Reichweite durch organische Social-Media-Kommunikation.

Wie kommuniziert man über den Kalten Krieg?

In Deutschland über den Krieg kommunizieren? Schwierig. Sehr schwierig. Zumal in einer Zeit, in der Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, der die ganze Welt beschäftigt. Unsere eigene Geschichte, die Ablehnung des Militarismus‘, der Wunsch und der Wille, die Vergangenheit zu bearbeiten und daraus zu lernen – all das macht es knifflig, die richtigen Ideen, Motive, Worte und Formate zu finden.

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Fingerspitzengefühl für Panzerhaubitzen

Und genau darin bestand die Aufgabe für die Texterkolonie: Für die Ausstellung „Overkill“ weder in eine pazifistische Ablehnung alles Militärischen noch in den begeisterten Jargon von Panzerfans zu verfallen. Sondern informativ, inszenierend und interessant Botschaften und Themen zu transportieren. Gut, dass die Texterkolonie drei studierte Historiker im Team hat. Sich einen Überblick verschaffen, einen Schritt zurücktreten, unvoreingenommen überlegen, was man sagen und fragen will – das ideale Vorgehen in enger Zusammenarbeit mit den Machern der Ausstellung in Dresden.

Videopost: Der Trailer

Material sichten. Geschichten erzählen. Wissen vermitteln.

Jede Epoche besteht aus einem eigenen Kosmos an Objekten, Geschichten, Ikonen und Mythen. Der Kalte Krieg ist hier keine Ausnahme. Im Gegenteil. Zwischen dem Ende des 2. Weltkriegs und dem Ende der Sowjetunion verbanden sich nicht nur Militär, Technik und Kultur. Es fand auch ein technologischer Fortschritt mit all seinen Vorteilen und Schattenseiten statt. Dies spiegelt sich auch in den Exponaten und ihren Geschichten wider. Geschichten, die ideal sind für eine spannende und sachgerechte Kommunikation.
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Unsere Herangehensweise

Links

Material sichten
Ein Katalog mit 392 Seiten, endlose Excel-Tabellen, ordnerweise Fotos – die rund 1.000 Objekte, die das MHM in den letzten fünf Jahren gesammelt hatte, wollen gesichtet und geclustert werden, um zu verstehen: Was haben wir hier alles genau?

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Geschichten in der Geschichte finden
Alles gesichtet und geclustert? Gut. Dann suchen wir jetzt die Highlights unter den Exponanten. Jene mit einer besonderen Story, mit der sich gut auf Social Media arbeiten lässt. Ja, das sind immer noch sehr viele, und entsprechend schwer fällt die Auswahl.

Drei

Produktion im Anmarsch
Wir skizzieren Storybooks für die finalen Postings und texten beispielhaft erste Beiträge. Dann Präsentation beim MHM, Feinschliff, Abstimmungen – und schließlich Vorbereitung der finalen Produktion von Bild, Bewegtbild und Texten für die nächsten zwei Monate. Wie gut, dass wir drei Geschichtsstudierte im Team haben…

Vier

Going live und CommunityModeration
Was nach Festlegung der Top 16 geschah, ist Geschichte: Text, Bild und Video sowie eine kräftige Brise Projektmanagement. Perfektionismus bei jedem Posting an den Tag legen. Abwechslungsreiche und logische Reihenfolge finden, Dateien sammeln, Korrekturschleifen, Freigaben einholen, Postings veröffentlichen – und den Dialog mit der Community moderieren.

Themenkategorien mhm Social Media Kampagne

Vom Marder bis zur Mikrowelle

Die Texterkolonie sichtete hunderte Exponate. Prüfte die Geschichten dahinter. Diskutierte, welche davon die meisten Gedankenräume öffnen und sich für die Kommunikation anbieten. Es galt, die Epoche des Kalten Krieges kompetent und lebensnah zu erzählen. Eine Geschichte vom Marder bis zur Mikrowelle, vom Smartphone bis zum Starfighter und vom Fortschrittswunsch bis zur Weltuntergangsangst. Eine Geschichte, die Menschen und Kultur ebenso in den Blick nimmt wie Waffen und Technik. Schnell war klar: Postings, die nur auf Text und Bild basieren, genügen nicht. Es brauchte Bewegtbild-Postings – auch wenn dafür kaum Videomaterial vorhanden war… Kreativität und Einfallsreichtum waren also gefragt.  

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Objekte inszenieren

Wieviel Angst passt in eine Plastiktüte? Eine seltsame Frage? Nein. Denn wenn man dazu eine ABC-Schutzausstattung für Soldaten zeigt, wird aus einer Plastiktüte gleich viel mehr als nur ein Objekt. Sie wird zu einem Symbol. Ein Symbol für die reale Gefahr eines Kriegs, der sich in eine atomare Apokalypse hätte verwandeln können. Ein Symbol für die Hoffnung oder den zweifelhaften Versuch, eine solche Apokalypse mittels Tupfer, Kompressen und Co. irgendwie zu überleben. Ein Symbol, das weit über seinen eigentlichen Zweck hinausgeht.

Videopost: Die Plastiktüte

Themen aufgreifen

Eine Ausstellung und die dazugehörige Social-Media-Kampagne dürfen sich niemals im luftleeren Raum bewegen. Bei Overkill – Militär.Technik.Kultur im Kalten Krieg“ wurde das besonders deutlich. Bei deren Konzeption war der russische Überfall auf die Ukraine nicht einmal ansatzweise absehbar. So bekam etwa die detaillierte Gegenüberstellung von westlichem und russischem Militärgerät wie dem Leopard und dem T-72 angesichts des Krieges einen denkbar ernsten, hochaktuellen Hintergrund.
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Ja, Humor geht auch im Kalten Krieg.

Man muss bei allem Ernst aber auch lachen dürfen. Diese Einstellung entspricht der ganz normalen Ambivalenz des Lebens ebenso wie der Praxis von Social Media. Der Kalte Krieg, so bedrohlich die Konfrontation der Supermächte auch sein mochte, zeigte auch seltsame Auswüchse. Zum Beispiel mit zwei berühmten Akteuren der sowjetischen Raumfahrt: Belka und Strelka. Die ersten beiden Hunde-Astronauten, die ihre Mission überlebten. Fortan berührten die beiden Himmelhunde die Herzen der Menschen und ihre Konterfeis zierten zahllose „Merchandise-Artikel“ – zum Beispiel eine Keksdose, die in der Ausstellung zu sehen ist.

Videopost: Dogs in Space

Der Erfolg der Facebook-Kampagne in Zahlen

  • + 65,6 % tägliche Aufrufe
  • + 49,7 % tägliche “Gefällt mir”-Angaben
  • + 13,9 % Profilaufrufe

Der Erfolg auf Instagram in Zahlen

  • + 252 % erreichte Konten
  • + 810 % Interaktionen
  • + 23,9 % Profilaufrufe

Was können Sie daraus lernen?

Selbst wenn Ihr Thema oder Projekt diffizil, vielschichtig und teilweise kontrovers ist: Gute Kommunikationsarbeit kann das begleiten und auffangen. Denn Kommunikation heißt auch Dialog – und Dialog bedeutet immer, mehrere Perspektiven zu beleuchten. Einfache Antworten und einfache Fragen muss es dabei nicht geben. Aufmerksamkeit gewinnen durch genau diesen Dialog, durch Kompetenz und Kreativität ist möglich, bei denen dennoch Raum bleibt für Zwischentöne, Gedankenspiele und Gefühle – und die zugleich neugierig machen auf mehr.

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Mit viel Kreativität und professionellem Engagement realisierte das Team das Projekt, überraschte mit außergewöhnlichen Ideen und war stets offen für Anregungen und Kritik. Kurzum: Die Zusammenarbeit hat schlichtweg Spaß gemacht.
Kai-Uwe Reinhold
Kommunikation MHMBW
mhm Social Media Kampagne

Aufgabe: Begleitung der Sonderausstellung „Overkill“ auf Facebook & Instagram
Branche: Kultur

Kunde: MHM Dresden